Wie Politiker und Lobbyisten Hand in Hand gegen die Agrarwende arbeiten.
Kategorie: Industrie
Die Tierindustrie entwickelte sich im Zuge des Übergangs von agrarischen zu industriellen Produktionsweisen. Von Anfang an war sie auch mit der Ausbeutung von Menschen verbunden. In England gab den unmittelbaren Anstoß für diesen Prozess der Aufstieg der Wollmanufaktur nach der Einführung der maschinellen Webstühle. Zuvor hatte der Großteil der Bevölkerung aus selbst wirtschaftenden Bauern bestanden. Diese wurden nun gewaltsam enteignet, die einstigen Gemeingüter zu Privatbesitz gemacht. Die Aufhebung des Eigentums des Ackerbauers an Grund und Boden entrissen ihm seine Mittel zur Selbstversorgung – er wurde zum Proletarier.
Die erste Phase des industriellen Kapitalismus ist gekennzeichnet von einer Disziplinierung der lohnabhängigen Massen, beherrscht vom Prinzip des Einschlusses, der Disziplin der Zeit, der rationalen Teilung der Arbeit und der Unterordnung der Körper unter die Maschinerie. Nachdem den Menschen ihre Grundlagen zur Selbstversorgung genommen worden waren, wurde ihnen nun auch noch die Kontrolle über den Arbeitsprozess weggenommen. Das angestrebte Ideal: Ein hirnloser Arbeiter, bar jeder Autonomie, allein dazu befähigt, mechanisch standardisierte Handlungen zu verrichten.
In der Tierindustrie, vor allem in den Schlachtfabriken, entwickelte sich nicht nur die extremste Form der Tierausbeutung, hier wurde auch das Industrieproletariat besonders stark ausgebeutet – und selbst dehumanisiert. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert: Auch und gerade in der deutschen Schlachtindustrie ist von Lohnsklaverei die Rede, von Menschenhandel und organisierter Kriminalität. „Sie schlafen in Mulden unter Bäumen, ohne Dächer und ohne Schutz, sie decken sich mit Blättern zu. Sie liegen da zusammengekauert wie wilde Tiere“, heißt es etwa in einem Zeitungsartikel über die osteuropäischen Schlachtarbeiter in Niedersachsen, dem Zentrum der deutschen Fleischindustrie.